Frauen gehörten seit den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts dem Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg selbstverständlich an und nehmen teils Leitungsfunktionen ein. Davor fällt mir lediglich Herta Hammerbacher, die erste ordentliche Professorin an der Technischen Universität Berlin ein.
Der 1824 gegründete Verein – nicht zu verwechseln mit der berufsständischen Vertretung der Architekten – kümmert sich um Ausbildung und Weiterkommen seiner männlichen Mitglieder und mischte sich vorbildlich in das Bauwesen der Metropole und Preußens ein. Ab 1855 mit dem berühmten Schinkelpreis für Studierende und junge Absolventen, der sogar am 13. März 1945 noch verliehen wurde. Heute gehören Teilnehmende aus ganz Europa zu den Preisträgern.
Emilie Winkelmann wurde nie Mitglied das AIV, sondern erst nach langem Kampf 1927 in den Bund deutscher Architekten aufgenommen. Selbst die Zulassung zum Staatsexamen hatte man der 31-jährigen Frau E. Winkelmann 1907 erst am Prüfungstag verweigert. Dafür gewann sie aus dem Stand den vielbeachteten Wettbewerb um ein Theater in der Berliner Blumenstraße. Es folgten über dreißig abgeschlossene Bauprojekte bis 1914. Insbesondere der Umbau des Hotels Tscheuschner, Kurfürstenstraße 112 (Vorentwurf in 12 Minuten!) eröffnete Emilie Winkelmann größte Bau- und Umbauaufträge für die Herrensitze des preußischen Adels.
Emilie Winkelmann engagierte sich früh in der Frauenbewegung, u.a. „Genossenschaft für Frauenheimstätten“, Pestalozzi-Fröbel- Haus, Deutscher Lyceum-Klub, Victoria-Lyceum von Ottilie von Hansemann. Mit bis zu 14 Mitarbeitern realisierte Emilie Winkelmann bis 1950 über 70 Bauaufgaben. Sie ist damit nicht nur die erste freiberufliche Architektin Deutschlands, sondern auch eine der produktivsten.
Dauer des Vortrags mit Diskussion: 2 Stunden entsprechend 2 Unterrichtseinheiten á 45 min. §6 Abs 2 FortPrakV AK Bln. Für die Teilnahme gibt es beim AIV-BB 2 Fortbildungs-punkte der AK.
