Pressemitteilung: Brückenschlag über Havel und Spree

Ausstellung AIV-Schinkel-Wettbewerb 2014 „Spandau bei Berlin“ stellt städtebauliche Perspektiven vor

Mit fünf Spuren in beiden Fahrtrichtungen, so breit wie kaum eine Autobahn, beherrscht der Altstädter Ring das Zentrum Spandaus. Zwischen Bahnhof und Falkenseer Platz zerschneidet die Asphaltpiste den Bezirk in zwei Hälften. Ein stellenweise unwirtlicher Ort für Passanten, der kaum erahnen lässt, welche urbanen Potenziale sich rechts und links des Altstädter Rings verbergen. Ob und wie ein neues Straßennetz das Zentrum neu erschließen oder wie der stadtnahe Landschaftsraum zugänglich werden könnte, waren Aufgaben des AIV-Schinkel-Wettbewerbs „Spandau bei Berlin“.

Für hervorragende Leistungen vergibt die Jury des Berliner Architekten- und Ingenieur-Vereins (AIV) in der Fachsparte Landschaftsarchitektur den mit 2.500 Euro dotierten Schinkelpreis an vier Teilnehmer der Technischen Universität Berlin. Henning Holk, Julia Müller, Philipp Rösner, Janina Thieme sind Studierende an der TU Berlin und konzipierten einen 4,5 Kilometer langen Promenadenring an den Ufern von Havel und Spree. Der Weg führt von der Altstadt vorbei an der Zitadelle und weiter über die Halbinsel Sophienwerder an die Spreemündung. Neben einem durchgängig asphaltierten Band wechseln ortsspezifische Materialien sich ab und betonen einzelne Abschnitte. 

Die Jury lobte den Entwurf für seine souveräne Übersetzung konzeptioneller Ideen in räumliche Situationen, inklusive deren Detaillierung bis auf die Materialebene der Uferwege. Durch Brückenschläge über Havel und Spree verbinde der Entwurf die unterschiedlichen Freiräume am Wasser, schaffe Blickbeziehungen zwischen den Wegabschnitten, die die Bedeutung des Zusammenflusses als Ursprung Spandaus und Zentrums künftiger Entwicklung betonen. Als besondere Anerkennung erhalten die Berliner dafür auch das ebenfalls mit 2.500 Euro dotierte Italien-Reisestipendium der Hans-Joachim-Pysall-Stiftung.

„Das Spandauer Aufgabenfeld ist äußerst komplex – entsprechend verweisen die prämierten Arbeiten auf ein breites Spektrum an Handlungsoptionen. Einen alles umfassenden Lösungsvorschlag gibt es in keiner Fachsparte. Die Wettbewerbsergebnisse bieten aber jeweils spannende Ansätze, die nicht nur in Spandau weiter diskutiert werden sollten“, sagt die Architektin Dr. Melanie Semmer, Vorsitzende der Jury und 2. Vorsitzende des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Berlin.

Für den 159. AIV-Schinkel-Wettbewerb „Spandau bei Berlin“ wurden Preisgelder in Höhe von insgesamt 20.500 Euro vergeben. Die Jury prämierte insgesamt 14 Entwürfe, davon 13 mit Sonder- und Anerkennungspreisen und einen mit dem Schinkelpreis.

Aufgabe war es, aus gesamtstädtischer Perspektive die Eigenständigkeit und die Erkennbarkeit des Stadtkerns von Spandau zu stärken. Spandaus Lage am Wasser stellt dafür eine besondere Chance dar, um Landschaft und Stadt zu verknüpfen. Eine besondere Herausforderung für alle sieben Fachsparten stellte die Verkehrssituation im Wettbewerbsgebiet insbesondere zwischen Hauptbahnhof und Falkenseer Platz dar. Der Altstädter Ring isoliert die Altstadt, Grün- und Freiflächen und den Zugang zur Havel von den umliegenden Quartieren. Ein Parkhaus versperrt den Blick zur Altstadt und den wenige hundert Meter entfernten Wegen entlang der Wasserkanten, wo sich mit der Weite der Flusslandschaft ein reizvolles Panorama öffnet.

Anstelle des Parkhauses könnte ein neuer Platz entstehen, so der Vorschlag von Frithjof Hamacher (TU Dresden). Der Verfasser habe mit seinem Entwurf eine richtige Entscheidung mit hoher gestalterischer Qualität getroffen, den die Jury mit einem Anerkennungspreis in Höhe von 1.000 Euro auszeichnete.

Einige städtebauliche Entwürfe entwickeln Ideen für ein verkehrsberuhigtes Zentrum entlang des Altstädter Rings, in dem neue Quartiere und Grünflächen erschlossen werden könnten. Ob eine Kreuzung statt des derzeitigen Kreisverkehrs auf dem Falkenseer Platz die Lösung ist, bedarf einer weiteren Prüfung. Dass der Kreisel ein Hemmnis für die Stadtentwicklung darstellt, zeigt sich nicht zuletzt bei der in der Fachsparte Architektur gestellten Aufgabe, die frühere Reiterstaffel der Polizei in unmittelbarer Nähe als KulturCampus im Zentrum zu entwickeln. Wo heute Stallgebäude und eine Reithalle aus rotem Backstein leer stehen, könnte an zentraler Stelle eine Mehrzweckhalle entstehen. 

Um einen Anschluss an den Mühlengraben zu ermöglichen, schlagen Nathalie Minck, Seyhan Özgen, Till Kretschmar (TU Berlin) einen unterirdischen Baukörper mit Veranstaltungsräumen vor als Verbindung zu dem dort neu zu entwickelnden Außenraum mit Café und Restaurant. Der Entwurf überzeugte die Jury durch die Vielzahl der architektonischen Ideen und die gute Ausarbeitung. „Die goldenen Fassadenelemente der Neubauten tragen dazu bei, dem Campus eine eigenständige Identität zu geben.“ Neben einem Anerkennungspreis erhalten die Berliner dafür auch den von der Metallbau Windeck gestifteten Sonderpreis jeweils in Höhe von 1.000 Euro.

In Erinnerung an Karl-Friedrich Schinkel verleiht der AIV am Geburtstag des Bau-meisters, dem 13. März, auf dem Schinkelfest unter der Schirmherrschaft von Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank die Preise. Der Schinkel-Wettbewerb des AIV zu Berlin wird jährlich seit 1855 ausgeschrieben und ist der größte Ideen- und Förderwettbewerb für junge Planer und Ingenieure im deutschsprachigen Raum, die nicht älter als 35 Jahre alt sein dürfen. 

Die prämierten Entwürfe sind bis zum 11. April 2014 zu sehen in der Universitätsbibliothek der TU Berlin (Volkswagen-Haus), Fasanenstr. 88, 10623 Berlin. Öffnungszeiten: Mo – Fr. 9-22 Uhr, Sa 10-18 Uhr. Der Eintritt ist frei. 

Förderer und Stifter: Gefördert wird der Wettbewerb durch: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin. Bezirksamt Spandau. Förderverein des Verbandes Beratender Ingenieure VBI. Hans-Joachim-Pysall-Stiftung. Dachverband Dt. Architekten- und Ingenieurvereine e. V. (DAI). Verband Restaurator im Handwerk e. V. Baukammer Berlin. Lenné-Akademie für Gartenbau und Gartenkultur e. V., Metallbau Windeck GmbH. Filigran Trägersysteme GmbH & Co. KG. 

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Jörg Brause, 12. März 2014, Berlin

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