Dichte und Weite

Pressemitteilung

Ausstellung zum 158. AIV-Schinkel-Wettbewerb 2013 in der Universität der Künste Berlin

Ideenschub für die Nachnutzung auf dem Flughafen Tegel

Bäume säumen die einstige Startbahn, die sich als graues breites Band mehr als zwei Kilometer durch den Wald zieht. Wo einst Flug­zeuge beschleunigten und tosend in die Lüfte abhoben, wandern in wenigen Jahren vielleicht schon Berliner Richtung Jungfernheide, sausen Skater über die Bahn. Für ihren Entwurf „Urbane Wälder TXL“ erhalten die Berliner Landschaftsarchitekten Niklas Mayr und Martin Schmitz, beide Studenten der TU Berlin, den mit 2.500 Euro dotierten Schinkelpreis des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Berlin (AIV).

Als besondere Auszeichnung für ihre hervorragende Leistung erhalten sie außerdem das Reise-Stipendium der Hans-Joachim-Pysall-Stiftung in Höhe von 2.500 Euro, das ihnen einen Italienaufenthalt auf den Spuren Karl-Friedrich Schinkels ermöglicht. „Es entsteht ein besonderer und eigenständiger Freiraum, der sowohl Naturerlebnis­räume bietet, durch den Kontrast zu den Landebahnen die ehemalige Nutzung des Flughafens spüren lässt und verschiedenste Spiel- und Sportmöglichkeiten erlaubt“, würdigte die Jury die Arbeit.

In Erinnerung an Karl-Friedrich Schinkel verleiht der AIV am Geburtstag des Bau­meisters, dem 13. März, die Preise. Für den 158. AIV-Schinkel-Wettbewerb zum Thema, Transformation TXL – Vom Flugfeld zum Lebensraum‘ werden Preisgelder in Höhe von insgesamt 18.000 Euro vergeben. Mit 154 Arbeiten beteiligten sich rund 366 Teilnehmer aus dem In- und Ausland.

„Auf originelle Weise zeigen die ausgezeichneten Entwürfe auf, wie sich wei­tere dringende Aufgaben für die Nachnutzung von Tegel lösen lassen, die der AIV als ergänzende Überlegungen zu den Masterplanungen der Senatsverwal­tung mit der Entwicklung eines Forschungs- und Technologieparks versteht. Dazu zählen der Schutz der landschaftlichen Weite und die Chancen einer nachhaltigen städtebaulichen Entwicklung in gemischten Quartieren, für die das Flugfeld genügend Raum bietet im Übergang zu angrenzenden Stadt­teilen“, sagte Dr. Melanie Semmer, Vorsitzende des Schinkelausschusses.

Für den Entwurf Arbeitswelt = Lebenswelt zeichnete die Jury Dagmara Sietko-Sierkiewicz und David Weclawowicz in der Fachsparte Architektur mit dem zweiten Schinkelpreis aus, die beide an der TU Breslau ihren Masterabschluss machen. In ihren Plänen heben sie die Trennung von Arbeits- und Lebenswelt auf. Unweit des heutigen Terminalgebäudes auf dem Flugfeld schlagen sie den Bau von Wohn- und Dienstleistungstürmen vor, die sich in einer L-Form mit einer rechteckigen Produkti­onshalle auf einem quadratischen Raster verzahnen. Wie in einem Baukastensys­tem setzen die Architekten aus einem modularen Stahlskelett die Gebäude zusam­men, was eine flexible Flächenaufteilung erlaubt. Hell und licht erscheinen Halle und Türme in ihrem Entwurf, von dem sich die Planer durch den Funktionsmix die Ent­wicklung eines kreativen und lebendigen Quartiers versprechen.

„Die Arbeit überzeugt die Jury auf mehreren Ebenen. Die städtebauliche Kon­zeption ist aus der Geometrie des Flughafens abgeleitet. Die Zuordnung der Funktionen – produzierendes Gewerbe nach Westen in Richtung Hangar und Cargo sowie Dienstleistungen, Büros und Wohnen nach Osten zum Hoch­schulstandort – erzeugen wie selbstverständlich eine Höhenstaffelung und damit eine Dichte, die dem Ort angemessen erscheint“, erklärt Prof. Wolfgang Schuster.

Ausgeschrieben wurde der Wettbewerb in den sieben Fachsparten Städtebau, Landschaftsarchitektur, Architektur, Konstruktiver Ingenieurbau, Freie Kunst, Verkehrswesen Straßenbau und Verkehrswesen Eisenbahnbau. Nach der Schließung von Tegel wird eine Fläche von rund 460 ha frei zur Nutzung. Kon­zentriert sich der vorliegende Masterplanentwurf der Senatsverwaltung auf die Ent­wicklung eines Forschungsund Industrieparks im Umfeld des Flughafengebäudes, rückt die Aufgabenstellung des AIV-Schinkel-Wettbewerbs ergänzende Aspekte ins Blickfeld. Das Flugfeld bietet Raum für kostengünstigen Wohnungsbau und Wirt­schaftsbetriebe. Architektonisch galt es dabei, neue Gebäudetypologien zu ent­wickeln für ein gemischtes Nutzungsprogramm von Produktion, Arbeiten und Woh­nen. Im Norden und Westen laden Naturräume zur Erholung ein. Im Sinne einer ökologisch, ökonomisch und sozial anspruchsvollen Lebensraumentwicklung sollten Themen wie Mobilität und Nachhaltigkeit und die Entwicklung von Perspektiven für den Schutz der landschaftlichen Weite bearbeitet werden.

Neben den Schinkelpreisen vergab die Jury zwei Anerkennungspreise des AIV in Höhe von je 1.000 Euro für Freie Kunst und in der Fachsparte Kooperation und Städtebau und sieben Sonderpreise der Stifter und Förderer zwischen 1.000 und 2.000 Euro.

Der AIV-Schinkel-Wettbewerb des AIV zu Berlin wird jährlich seit 1855 ausge­schrieben und ist der größte Ideen- und Förderwettbewerb für junge Planer und Ingenieure im deutschsprachigen Raum, die nicht älter als 35 Jahre alt sein dürfen.

Ermöglicht wird der Wettbewerb durch die Förderung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin, den Stiftern Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein e.V., Förderver­ein des Verbandes Beratender Ingenieure VBI, Hans-Joachim-Pysall-Stiftung, Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. (DAI), Verband Restaurator im Handwerk e.V., Baukammer Berlin und die Lenné-Akademie für Gartenbau und Gar­tenkultur e.V., Metallbau Windeck GmbH.

Presseanfragen: Jörg Brause – Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Telefon: (030) 24532-125, Mobile: (0170) 6878 007 E-Mail: presse@aiv-berlin.de

 

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