Die Ausstellung „Unvollendete Metropole“ (www.unvollendete-metropole.de), die der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg (AIV) gemeinsam mit Partnern initiiert hat, wurde am 1. Oktober in Anwesenheit von rund 300 Gästen wiedereröffnet. Nachdem sie im Kronprinzenpalais pandemiebedingt zuletzt nur für kleine Gruppen im Rahmen von Führungen zugänglich war, wird sie bis April 2022 auf dem Gelände des Behrens-Ufer-Areals (www.behrensufer.berlin) in Berlin-Oberschöneweide für die breite Öffentlichkeit zugänglich und donnerstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet sein, der Eintritt ist frei. Dipl.-Ing. Tobias Nöfer, AIV-Vorsitzender: „Nach der Eröffnung im September letzten Jahres ist unsere Ausstellung hervorragend angelaufen und wurde sehr gut besucht – dann aber leider durch die Covid-19-Zwänge abrupt gestoppt. Nun freuen wir uns sehr, diese einzigartige Schau an einem spannenden, neuen Ort zeigen zu können.“
Die Ausstellung mit rund 800 Abbildungen und Darstellungen ist zentraler Bestandteil des AIV-Projektes „Unvollendete Metropole“ zum 100-jährigen Geburtstag von Groß-Berlin und verknüpft Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Metropolregion Berlin-Brandenburg. Prof. Dr. Harald Bodenschatz, AIV-Vorstandsmitglied und Kurator der Ausstellung: „Vor allem fünf räumliche Faktoren prägten die Entwicklung der Metropole Berlin: Zentrenvielfalt, Wohnungsfrage, Verkehrsfrage, Grünfrage sowie Verteilung von Großprojekten der Infrastruktur, der Industrie und des Militärs. Diese fünf Faktoren erlauben es nicht nur, die Entwicklung und die Einzigartigkeit von (Groß-)Berlin zu verstehen, ihre sinnvolle Kombination ermöglicht es auch, die Metropole nachhaltig zu steuern. Berlin ist von Brandenburg und Brandenburg ist von Berlin abhängig.“
In der Ausstellung werden diese Themen anhand exemplarischer Orte, Projekte und Pläne entfaltet, die die Metropole Berlin geprägt und verändert haben. Oft sind sie von internationaler Bedeutung – als Vorbild oder als Schreckbild. Berlin steht aber nicht allein. Auch andere europäische Metropolen ringen um eine nachhaltige Gestaltung ihres stürmischen Wachstums – in besonderem Maße Moskau, Wien, Paris und London. Wie diese Metropolen ist Berlin nicht nur Großstadt, sondern auch Hauptstadt. Bodenschatz: „Gleichzeitig blickt die Ausstellung in die Zukunft des Jahres 2070, indem sie die Ergebnisse des vom AIV initiierten Internationalen Städtebaulichen Ideenwettbewerbs Berlin-Brandenburg 2070 präsentiert. Denn die Zukunft wartet nicht. Klimaresilienz, Verkehrswende, öffentlicher Raum, Energiewende, preiswerter Wohnraum und lokale Versorgung müssen gestaltet werden – in städtebaulicher Qualität! Heute stellen wir in Kenntnis des Vergangenen die Weichen für morgen.“
Ergänzt wird die Ausstellung um den thematischen Bereich zu Oberschöneweide. Zudem werden temporäre Sonderausstellungen gezeigt.
Unterstützt wird die Wiedereröffnung von vielen Partnern und Förderern, so auch durch die DIEAG (www.die.ag), die ihre Hallen mit rund 2.600 Quadratmeter Fläche der „Unvollendeten Metropole“ auf dem Behrens-Ufer-Areal zur Verfügung stellt. Robert Sprajcar, Vorstand der DIEAG: „Der Ausstellung und damit diesem für Berlin so wichtigen Projekt eine neue Heimat zu geben, ist für uns eine Herzensangelegenheit, mit der wir für die Zukunft der Metropolregion am Standort Oberschöneweide ein Zeichen setzen möchten. Die Ausstellung mit ihrem Blick zurück und nach vorn passt auch insofern in das Quartier, da hier Geschichtliches und Zukünftiges eng verbunden sind, sichtbar auf jedem Schritt und Tritt. Geprägt vom 60 Meter hohen quadratischen Turm des denkmalgeschützten Peter-Behrens-Baus entsteht auf einem markanten Areal der Industriekultur des 20. Jahrhunderts ein Zukunftsort, an dem sich neue Technologien, moderne Arbeitswelten sowie Kultur- und Freizeitangebote verbinden.“
Das zur Spree hin offen gestaltete Quartier, entwickelt von der DIEAG, ist eingebettet zwischen der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) und dem Technologie- und Gründerzentrum Schöneweide (TGS). Nicht weit entfernt findet sich mit den Rathenauhallen ein weiteres herausragendes Zeugnis der Industriekultur, das nun ebenfalls transformiert wird.
Für die notwendigen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen braucht es, so die Position des AIV, konkrete Erfahrungen, Pläne und Perspektiven. „Wir sind der Überzeugung, dass wir die Großstadtregion nur mit vereinten Kräften lebenswert gestalten können: mit Berlin und Brandenburg, mit dem Senat und den Bezirken, mit der Zivilgesellschaft, der Fachwelt und der Wirtschaft. Gemeinsam müssen und können wir heute die richtigen Weichen stellen. Wir wissen alle, dass der Städtebau einen wesentlichen Beitrag zur Gestaltung der Großstadtregion leistet, denn er ist die Kunst, dem Leben Raum zu geben“, so Nöfer abschließend.