BER – nur die Planer fliegen!

Es sind die Anwohner, die Gewerbetreibenden, die Reisenden und vor allem die Steuerzahler, die die Last  tragen, die durch das Versagen der Politiker verursacht wurde. Die Bauschaffenden und die Planer werden für eine Blamage haften müssen, zu deren Ursache sie nur wenig bis gar nicht beigetragen haben. Der Flughafen Willy Brandt wird mit einer neuerlichen 9-monatigen Verspätung eingeweiht.

Die Gründe für die Verzögerung wurden von den Politikern auch sofort gefunden, obwohl sie nicht gesucht haben – den fehlenden Brandschutz nennt der Vorsitzende des Aufsichtsrats  als Ursache.

Das klingt fast, als sei höhere Gewalt im Spiel. Eine Gefahr, die man dem Reisenden aus Verantwortungsbewusstsein nicht zumuten will.

Dem Planungschef Körtgen und dem gesamten Planerteam wurde erst einmal gekündigt. Ein radikaler Vorgang, der nicht zur Beschleunigung der Fertigstellung des Flughafens beitragen kann.  Wer wird denn nun die Planung an der Baustelle überwachen und die restlichen Planungsleistungen erbringen?  Dies hat sich der Aufsichtsrat auch gefragt, aus diesem Grund wird jetzt mit den Angestellten der gekündigten Planerbüros direkt verhandelt, um das know how für die Fertigstellung zu sichern. Die Planer-Teams JSK und GMP verhalten sich auffallend ruhig, keine Gegendarstellungen, keine Aufklärung – vielleicht gibt es Verschwiegenheitsklauseln in den Planerverträgen.

Große öffentliche Baumaßnahmen gehorchen offenbar eigenen Regeln: Kaum ein Bauwerk, welches im Kosten- und Terminrahmen bleibt. Überschreitungen von mehr als 100% sind nicht mehr die Ausnahme. Fast scheint es zu den Voraussetzungen zu gehören, die Projekte mit zu geringen Kosten und nicht einlösbaren Terminankündigungen über die Startlinie zu schieben. Die Ziellinie erscheint noch weit genug entfernt, und die politischen Gremien werden am Ziel andere sein. Das Problem ist also systembedingt.

Der neue Flughafen BER wird mehr als das Doppelte der Budgetzahlen kosten. Zu einer moderateren Erkenntnis kamen vier renommierte Bieterkonsortien in der Ausschreibung für das Terminalgebäude bereits 2007. Damals lagen die Angebote bis zu 400 Mio. € über dem geplanten Budget von 630 Mio. €. Die Kosten, die aus der erneuten Verschiebung der Eröffnung des Flughafens BER entstehen, werden diese Summe marginal erscheinen lassen.

In jedem Fall muss geklärt werden, ob der Aufsichtsrat seinen Verpflichtungen nachgekommen ist. Wie viel Sachverstand ist beim Auftraggeber vorhanden, wenn der Projektsteuerer, Bauaufsicht und Bauleiter bereits im November 2011 darauf aufmerksam machten, dass der Übergabetermin zum 3. Juni 2012 nicht zu halten sei? Die politisch besetzten Aufsichtsgremien sollen sich selbst kontrollieren. Es ist auch diese Konstellation des Auftraggebers, die zu diesem Debakel führte.

Der Architekten- und Ingenieur-Verein fordert die politisch Verantwortlichen zu einem Verhaltenswechsel auf. Die gegenwärtige Vorgehensweise, mit Hilfe von unauskömmlichen Kostenaussagen und Terminvorgaben ein Großprojekt durch die Gremien zu tragen und hinterher den Planern Versagen vorzuhalten, ist abzustellen.

Weltweit werden bedeutende Bauvorhaben mit deutschen Architekten und Ingenieuren durchgeführt. Die deutschen und europäischen Regelwerke der Normung sind für viele Länder, bei der Entwicklung  von Bauplanungs- und Normenrechte ein wichtiger Leitfaden.
„Planned in Germany“ darf nicht weiter durch Fehlleistungen in Politik und Verwaltung diskreditiert werden.

 

AIV zu Berlin