Schinkel-Wettbewerb 2021: Schinkelpreis Architektur und Preis der Restauratoren im Handwerk (René Dapperger, Felix Hauff)

Jury Text Urban Mining Konzepte Berlin Westhafen

Die Verfasser*innen schlagen vor das vorgegebene Grundstück „As Found“ in einen publikumswirksamen Ort der Forschung und Bildung rund um eine kreislaufgerechte Bauwirtschaft unter dem Stichwort Urban Mining zu verwandeln. Die auf dem Grundstück vorhandenen Gebäude und Bauwerke werden mitsamt der in ihnen gespeicherten grauen Energie vollständig in das Projekt integriert, genutzt und weiterentwickelt. Über das Grundstück wird als primäre architektonische Maßnahme ein schwebender Ring gelegt, der als öffentlicher Weg wie als infrastrukturelles Element zur Energieverteilung die vielfältigen auf dem Grundstück verteilten Gebäude und Anlagen miteinander verbindet.

Der Zugang mit Café an der Beusselstraße wirkt alltäglich und ist doch zeichenhaft formuliert. Über den Ring werden von hier aus ein Mobility Hub, das INKORE Zentrum als Ort für Präsentation und Kommunikation, die Forschungslabore und -hallen, sowie der Kern dieses Projektes, der am Wasser gelegene „Werkcampus“ erreicht. Im „Werkcampus“ finden sich Räume für die Lehre, Bibliotheken, Unterkünfte, Reallabore, Mensa usw die das geforderte Raumprogramm ergänzen. Hier sollen handwerkliche und akademische Kompetenzen ausgetauscht und Auszubildende im Handwerk zukunftsweisend geschult werden.

Wesentliches Konstruktionsmaterial der neuen Gebäude ist Holz, für den Ausbau kommen wiederverwendete und recyclierte Baustoffe zur Verwendung, die in einem Ausbaukatalog zusammengefasst sind. Über das gesamte Grundstück verteilt finden sich Lager für Rohstoffe, Anlagen zu deren Aufbereitung, Lager und Silos für recyclierte Baustoffe, und eine raumgreifende Anlage zur Energiegewinnung aus Blaualgen. Über die Berliner Wasserwege ist der BAUKREIS an ein vielfältiges Netzwerk von Urban Mining Stationen und Kooperationspartnern aus der Abfall- und Kreislaufwirtschaft angebunden.

In ihrer Betonung des Unfertigen und Vorläufigen zeigt die Arbeit, dass Forschung, Lehre und Praxis einer Kreislaufgerechten Bauwirtschaft am Anfang stehen und sich, wie auch die dafür vorgesehenen Gebäude und Technologien, prozesshaft entwickeln werden. Sie zeigt darüber hinaus, dass dieser Prozess Spaß machen kann. Die stringente und stilsichere Durcharbeitung und die sehr eigenständige Verdichtung und Fokussierung der Arbeit hat die Mehrheit der Jury in besonderer Weise überzeugt und berührt.

Jens Casper, 26.02.2021