Berlin, 1. Juni 2023 – Der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg (AIV) ist ein gemeinnütziger Verein, der ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke verfolgt. Als einer der ältesten Vereine Deutschlands, dem bereits Karl Friedrich Schinkel, James Hobrecht oder Walter Gropius angehörten, zählt er zu seinen satzungsgemäßen Aufgaben, technische, kulturelle und politische Fragen des Bauwesens zu bearbeiten und die Ergebnisse zu veröffentlichen. Seit über 160 Jahren organisiert der AIV ehrenamtlich den Schinkelwettbewerb, einen der wichtigsten Nachwuchswettbewerbe Europas. Der Verein betätigt sich weder gewerblich noch parteipolitisch, berät aber seit vielen Jahren die Politik, u.a. auch bei Koalitionsverhandlungen, wenn die entsprechende Expertise gefragt ist. Zudem ist er ständig im fachlichen Austausch mit den Akteuren der Zivilgesellschaft und entwickelt eigene Initiativen zum Städtebau und zur Entwicklung der Metropolregion Berlin-Brandenburg.
Nach Auffassung des AIV wird in der angespannten Wohnungsmarktsituation Berlins zurzeit jede Initiative gebraucht, die bezahlbaren Wohnraum ermöglichen kann. Daher beschäftigt sich der AIV seit Sommer 2022 vertieft mit der Initiierung einer gemeinnützigen Bau-Genossenschaft, deren Ziel es ist, bezahlbare Wohnungen zu schaffen.
Sowohl die vergangene Rot-Grün-Rote Berliner Koalition* als auch die neue Schwarz-Rote Koalition** sehen in Genossenschaften eine Chance, bezahlbaren und solidarischen Wohnungsbau zu planen und diese zu fördern.
Vor diesem Hintergrund hatte der AIV am 20. April dieses Jahres interessierte Mitglieder und Freunde zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, um über die wohnungspolitischen Absichten der Koalition zu berichten, die im Koalitionsvertrag dokumentiert sind und über die Idee zu diskutieren, selbst eine Genossenschaft zu initiieren. Gemäß dem ersten Entwurf zu der Gründung dieser Bau-Genossenschaft, der den rund 40 Anwesenden vorgestellt wurde, könnte der AIV einer von mehreren GenossInnen sein, um innovative Ideen einzubringen, so zum Beispiel zur Art der Konstruktion, der Beschaffenheit der Baustoffe und der Klimaresilienz. Auch ist denkbar, dass die künftigen GenossInnen sich dabei selbst planerisch beteiligen.
Am 5. Mai erschien im Tagesspiegel unter der Überschrift „Schwarz-Rot sei Dank – Verein der Architekten will Bauherr werden“ ein Artikel, in dem die Absichten des AIV unter Verweis auf eine eidesstattliche Versicherung eines Teilnehmenden der Versammlung nicht richtig dargestellt wurden. Die Zeitung, von der kein Journalist:in selbst vor Ort anwesend war, schrieb: „Stolz habe Nöfer berichtet, mit welchem Erfolg der AIV auf die schwarz-roten Koalitionsverhandlungen Einfluss genommen habe. In den nächsten Jahren würden voraussichtlich viele landeseigene Grundstücke vergeben. Die AIV-Genossenschaft habe aufgrund ihrer Kontakte zur Politik gute Chancen, viele dieser Grundstücke zu bekommen. Die Gründung der AIV-Genossenschaft solle schnell erfolgen, damit die Genossenschaft bereitstehe, sobald Grundstücke vergeben würden.“
Diese Sätze hat der AIV-Vorsitzende nicht gesagt, was durch drei eidesstattliche Versicherungen anderer Teilnehmenden der Veranstaltung bestätigt ist und die dem Tagesspiegel vorliegen. Daher hat der AIV beim Landgericht einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung wegen Unterlassung gegen den Tagesspiegel gestellt.
Die oben genannten Sätze, die der Tagespiegel veröffentlicht hat, sind dem AIV-Vorsitzenden von einem der Teilnehmenden der Veranstaltung in unbekannter Absicht in den Mund gelegt und der Zeitung weitergegeben worden. Die Berichterstattung am 5. Mai erfolgte, obwohl der Vorsitzende die vorab durch die Redaktion gestellten Fragen zum Verlauf der Veranstaltung sowohl am 28. April als auch am 1. Mai ausführlich schriftlich beantwortet und richtiggestellt hatte.
Vor dem Hintergrund des hohen Bedarfs an bezahlbaren Wohnungen steigt das Interesse an gemeinwohlorientiertem Bauen sowie der Bedarf an Wohnen in Gemeinschaften, wie sie von vielen Genossenschaften vorangetrieben werden. Eine gemeinnützige und vom AIV unabhängige Bau-Genossenschaft könnte hierzu im Rahmen von Konzeptwettbewerben auf einem geeigneten Grundstück beispielsweise im Erbbaurecht aktiv werden.
Am Mittwoch, den 7. Juni lädt der AIV die interessierte Öffentlichkeit und die Presse zu einer Informationsveranstaltung zur Rolle und Möglichkeiten von Genossenschaften für die Lösung der Wohnungsfrage ein.
BürgerInnen bauen Stadt – Genossenschaften in Zeiten der Baukrise
7. Juni 2023
18:30 bis 20:30 Uhr
Ort:
Alexander und Renata Camaro Stiftung
Potsdamer Straße 98a, 10785 Berlin
Programm:
Begrüßung
Tobias Nöfer, Vorsitzender Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg
Genossenschaften in der Stadtentwicklung
Prof. Dr. Wolfgang Maennig, Universität Hamburg, Professur für Wirtschaftspolitik
Genossenschaftlicher Reformwohnungsbau in Berlin
Städtische Architektur 1890 bis 1930
Prof. Dr. Silvia Malcovati, Professorin für Entwerfen und Städtebau, FH Potsdam
Bau, Genosse!
Die „Charlotte“ als Bauherr in guten wie in schlechten Zeiten
Carsten-Michael Röding, Vorstandsmitglied Charlottenburger Baugenossenschaft eG
Wohnen statt Parken in der Hamburger Altstadt
Die Initiative der Genossenschaft Gröninger Hof eG
Caroline Nachtigall-Marten, Duplex Architekten (Hamburg) und Björge Köhler, Gröninger Hof eG
Forum Kreuzberg
Vom unsanierten Altbestand zur klimaschützenden und partizipativen Genossenschaft
Dr. Roland Mainz, Forum Kreuzberg
60 % Wohnen, 40 % Arbeiten im Kreativquartier München
Das Projekt der Genossenschaft „Das große kleine Haus“
Urs Kumberger, Architekt (Teleinternetcafe) und Mitglied „Das große kleine Haus eG“
Resümee
Fabian Burns, Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg
Moderation Rudolf Spindler
Wir bitten um Anmeldung zu dieser Veranstaltung unter mail@aiv-bb.de